Eden in der Wüste heute

WV-Nr.:   356
Jahr:   1985–1986
Art:   Wandgestaltung | Relief
Material:   Keramik
Ausführung:   flächige Aufbautechnik
Oberfläche:   modelliert, Glasur, Engobe
Format:   420 x 268 cm (B x H)
Zustand:   erhalten, Original

Werkort:   Kirche St. Michael
Altarraum
Im Park 6
27318 Hoya
Zugänglichkeit:   die Kirche ist tagsüber offen
Eden in der Wüste heute - Wandgestaltung
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Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Pia Landmann; Uwe Lausterer

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Unbenanntes Dokument

Eden in der Wüste, heute – Der Mensch und seine Umwelt
Betrachtung zum keramischen Wandbild in der Kirche in Hoya
(Ruth Landmann, 1986)

Im Laufe der Zeit hat sich der Mensch, im Besitz von Verstand und freiem Willen, zum Herrscher über die ihm anvertraute Erde gemacht und die Schöpfung seinem Diktat unterworfen. Gott kommt bei ihm nicht vor. Die Erde ist zur Wüste geworden. Der Mensch beutete für sich die Kräfte und Schätze in der Natur aus, die zur organischen Entwicklung nötig sind.

Er störte damit empfindlich die normalen lebenswichtigen Kreisläufe des Wachstums; sie wurden unterbrochen und vernichtet. Seine Hände, seine Augen und Ohren sind überall am Werk für den Fortschritt, für Profit und zur Selbstdarstellung des Supermenschen, dem alles machbar ist.
Profit durch Ausbeutung der Natur, Profit durch Menschenverachtung, Profit durch Überreizung durch die Massenmedien, Profit durch Habgier, Profit durch Leistungsprinzip, Profit durch Massentierhaltung, Profit durch hochgeschraubte Spitzentechnologie, Profit durch Maschinenmenschen, Profit durch das Prinzip der Auslese beim Menschen, Tieren und der Vegetation. Profit aus hochgespannter Genforschung.

Neugierde des Menschen, Versuchung des Menschen. Verwüstung dort, wo der Mensch Opfer des Fortschrittsidols geworden ist.
Skrupellose Eingriffe in die organischen Kreisläufe des Leben, bei Menschen, Tieren und Pflanzen.
Das Gleichgewicht der Schöpfung gerät in Unordnung.
Vereinsamung des Menschen, leidende Tierwelt in menschlicher Nähe, sterbende Vegetation, verendende Vögel in der Luft und im Wasser.
Der Mensch ist nicht mehr Teil der Natur. Er, das Maß aller Dinge, lebt von der Ratio.
Instruktions- und Informationsstränge greifen umweltzerstörend um sich und durchschneiden Lebensräume.
Die Kräfte der Erde drohen zu verdorren und zu ermatten.
Die Wüste um uns, in der Gott keinen Raum hat, bläht sich auf und züngelt weiter.

Und doch wächst irgendwo im irdischen Bereich der Wüste ein Ort der Gottnähe. Ein Ort, an dem der Mensch wieder mit Gott sprechen will. Ein Ort, an dem Mensch, Tier und Natur wieder miteinander leben wollen und einander dienen.
Es ist ein paradiesischer Zustand, vielleicht wie er gedacht war, wie er angelegt war.
Gott kann sich hier offenbaren, weil der Mensch zuhört.
Er ist das lebenspendende Alpha und Omega für die Schöpfung.
Die Erde ist transparent geworden.
Die Kräfte der Sonne bringen am Tage die Natur zum Wachsen und Blühen, erwärmen und erfreuen Menschen und Tiere.

Bäume, Sträucher und Blumen entfalten sich in Schönheit. Die Wolken spenden den fruchtbaren Regen und mildern die heißen Sonnenstrahlen.
Die Vögel und Schmetterlinge lassen sich vom Wind tragen. Der Mond im Zeitwechsel spendet der Erde Ruhe und Entspannung in der Nacht. Die Sterne ziehen durch den Himmelsraum und offenbaren die Unendlichkeit des Universums. Wind und leichte Wolken hinterlassen Spuren Gottes in der Ruhe der Nacht. Der nächtliche Tau erfrischt Bäume, Pflanzen und Tiere für den kommenden Tag. Sie stehen verhalten in der Dämmerung. Die Tiere der Erde leben frei. Keines ist Feind des anderen. Der Mensch ist ihr Freund. Er achtet den Lebensraum eines jeden Geschöpfes.

Die Welt lässt das Wirken Gottes in seiner Schöpfung erkennen. Der Mensch hat sich verändert. Er ist nicht mehr Herrscher über die Natur. Er wurde zum klugen Verwalter eines Erbes, der aus göttlichem Geist heraus lebt und handelt. Dem Menschen ist alles in die Hände gegeben. Das ist seine Versuchung und seine Bewährung. Es lohnt sich, in Eden zu leben.

+ Eigentümer
Katholische Kirchengemeinde St. Michael, Hoya