Kreuzweg, Wallfahrtsweg Haste-Rulle

WV-Nr.:   150
Jahr:   1960–1961
Art:   Kreuzweg | Stelen
Material:   Keramik
Ausführung:   Plattentechnik
Oberfläche:   Red Technik, Glasur
Zusatzinfo:   14 Stationen, die Stationen sind mit keramischen Platten umkleidet
Format:   jeweils 45–55 x 185–200 x 15 cm (B x H x T)
Zustand:   erhalten, Original, 1982 von Ruth Landmann restauriert

Werkort:   Wallfahrtsweg Haste-Rulle
49090 Osnabrück (Haste)
Zugänglichkeit:   frei zugänglich
Kreuzweg, Wallfahrtsweg Haste-Rulle - Kreuzweg
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Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Annette Potthoff

+ Anmerkungen
Die Schrifttexte auf den Kreuzwegstelen stammen vom 78. Berliner Katholikentag, 1958 und vom Eucharistischen Weltkongress in München, 1960.
+ Werktext

Der Kreuzweg nach Rulle
(Ruth Landmann, 1961)

Rulle war ursprünglich ein Wallfahrtsort zum Heiligen Blut. Darauf deuten die Symbole auf den einzelnen Stationen hin.

Die Texte stammen vom Katholikentag in Berlin, 1958

1. Station
Jesus steht als Gefangener vor Pilatus, auf seinem Kopf die Dornenkrone, bekleidet mit dem Purpurmantel.
Pilatus: »Also bist du doch der König der Juden«. Jesus: »Du sagst es«.
Jesus einsam, leidend, schweigend, steht vor einer tauben Wand, dahinter tobende aufgepeitschte Menschen, die seinen Tod fordern.
Er steht da als das Opferlamm auf dem Opferstein und dennoch wie ein Fels, wie ein Eckstein inmitten der schreienden Menge, die wie ein aufgewühltes Meer ist und sein Opfer fordert.
Jesus setzte sein irdisches Leben ein für ein neues, immerwährendes Gottesreich unter den Menschen.

Symbol: Das geopferte Paschalamm, das allein das Buch mit den sieben Siegeln, die Geheimnisse des Reiches Gottes – zu öffnen vermag, am großen Tag.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus die Kreuze aller, die gelitten haben und immer noch leiden unter ungerechtem Richterspruch. – Wir bringen aber auch zu Dir unsere Sorge um die Not derer, die Unrecht taten.

2. Station
Nach dem Willen und der Weisheit des Vaters und in der Kraft des Heiligen Geistes (gelber Nimbus) hat Jesus zur Rettung der verlorenen Menschheit das Kreuz angenommen. ER ist eins mit dem Kreuz geworden, ist mit ihm verwachsen und wird es bis zum Ende tragen. Wie ein Lamm lässt er sich zur Schlachtbank führen, wie er es selbst wollte.

Symbol: Das geschlachtete Paschalamm auf der Schale.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus die Kreuze aller Leidenden auf Erden. – Wir bringen aber auch zu Dir unsere Sorge um das Heil der Schuldigen.

3. Station
Jesus wollte so sehr Mensch sein, dass seine Schwäche offenbar wurde. Er wollte als wirklicher Kreuzträger die Erlösung und Erhöhung der gefährdeten Menschen im Auftrag des Vaters, durch seine Liebe, seine Leiden und seinen Tod vollenden.

Symbol: Das brennende Herz mit Dornenkrone.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christas, die Kreuze der Niedergebeugten, der Verratenen, der Denunzierten und Überlieferten. - Aber auch das furchtbare Kreuz und die Sündennot der Überlieferer.

4.Station
Was Maria sieht, ist die erschütternde Wirklichkeit, in dem elenden Kleid des Menschlichen, Gottes Sohn, ihren Sohn zu erkennen. Sie muss den Willen Gottes hinnehmen, erleuchtet und gestärkt durch den Kelch des Engels.

Symbol: Taube, die an der Traube pickt.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze unserer Mutter der Kirche. – Aber auch das Leid ihrer treulosen und verlorenen Söhne und Töchter.

5. Station
Simon von Cyrene ist zum Vorbild geworden für alle, die das Kreuz tragen helfen wollen und sollen. Sie werden Verwandelte sein. Das Widerstreben wird zur Willigkeit, alle Angst zur Liebe. Es ist das Geheimnis der Verwandlung des Kreuzmitträgers. Nur darin gibt es Schutz und Hilfe für das Leben der Welt. Wer mit ihm im Opfer eins geworden ist, erneuert mit ihm die Welt. Dieses ist das Thema des eucharistischen Weltkongresses in München gewesen.

Symbol: Abzeichen des Münchener eucharistischen Weltkongresses 1960 »pro mundi vita«.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze aller derer
die sich fremden Entscheidungen unterwerfen müssen. - Aber auch die Kreuze derer, die vor jeder Entscheidung fliehen.

6. Station
In Veronika kommt die unerschrockene Selbstverständlichkeit der Liebe zum Ausdruck. Einer echten Liebe, die die geschlagenen Wunden im leidenden Antlitz lindern will und den Schmutz, den Menschen auf Ihn häufen, abwäscht. Als Dank findet sie im Schweißtuch die Verklärung des Elendes und des Schmerzes eingeprägt.

Symbol: Der Pelikan in seiner selbstlosen Hingabe.
Text: Wir tragen zu Dir Herr Jesus Christus, die Kreuze aller, die leiden unter des Nächsten Not. - Aber auch die Kreuze aller derer, die harten Herzens sind.

7. Station
Hier treffen die beiden Mächte zusammen. Es ist das Kräftespiel zwischen dem Guten und dem Bösen. Der Teufel, die Inkarnation alles Bösen und allen Hasses verfolgt in einem siegesgewissen Rausch das Schauspiel. Die Macht Gottes, im Gewand der Schmach und Schwäche, liegt kraftlos am Boden. Er ist zum Ärgernis geworden, an dem die Geister sich scheiden. Nur das aus Liebe leidende Herz allein ist noch lebendig in diesem zerschmetterten Körper. Aber hier liegt Seine Macht, hier entspringt das Heil für die Menschen. In der Macht dieser Liebe trägt er das Kreuz.

Symbol: Brennendes Herz mit Dornenkrone

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze aller zu Boden Geschlagenen. - Aber auch die Sündenlast der Peiniger.

8. Station
Christus findet kein Wort des Dankes für ihr Mitleid und für ihre Tränen. Er lehnt sie für sich ab. Er empfindet die ganze Schwere des über in verhängten Leidens. Ganz wie ein Mensch hat der Schrecken ihn noch nicht losgelassen. »Wenn dieses am grünen Holze geschieht, was wird erst am dürren geschehen!« . Die Frauen spüren sein Geheimnis nicht. Sie wissen nicht, dass er bewusst alle Schuld der Welt auf seinen Schultern im Gehorsam gegen den Vater trägt. Sie hatten irdische Hoffnung auf sein Dasein auf der Erde geknüpft, auf Brotvermehrung, Krankenheilung. Der Widersacher schlägt sich grinsend zu ihnen. Das Erlösungswerk wird in den Menschen erst dann vollendet, wenn aus dem Mitleid ein Mittragen der Last Christi wird.

Symbol: Fisch mit Brotkorb und Gnadenstrom

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze derer, die Dich verleugnen. - Aber auch die Kreuze unseres eigenen Versagens.

9. Station
Der Fluch der Sünde drückt Jesus völlig zu Boden. Der Menschensohn liegt da in völliger Einsamkeit. Die uralte Schlange, der Widersacher, fühlt seine Stunde gekommen. Er will mit seinem Schweif das Kreuz vernichten, für unsinnig erklären. Er will damit den Weg freimachen für Verzweiflung, Not und Untergang der Menschheit und Jesus als Versager entlarven. Er hält siegreich den Apfel hoch und will der Welt den Stempel der Sünde, und des Todes aufdrücken. Er will in die Welt hineinschreien, dass es für die Menschen keine Erlösung gibt. Der Mensch, Christus, erhebt sich im äußersten inneren Kampf mit dem Widersacher, in abgrundtiefer Liebe zu Seinem Vater und Seinen ihm anvertrauten Menschen und trägt das Kreuz weiter.

Symbol: Blutendes Herz mit Dornenkrone

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze aller in Schuld oder übergroßem Leid Gefallenen, Verzweifelten und Verzagten. Aber auch die Kreuze derer, die sich erbarmungslos weder um Dich noch um Deine Brüder kümmern.

10. Station
Man will Jesus die Menschenwürde nehmen. Er gibt sein Kleid hin als letzte Bindung an diese Erde. Er lässt es zu und heiligt die Schmach. Auf seinem Körper, mit Wunden gleich Blüten übersäht, liegt ein Glanz. Er könnte sich mit Herrlichkeit umkleiden und tut es nicht.

Symbol: Das Ruller Blutwunder. Im Jahr 1347 raubte man aus der Kirche das Sakrament und warf es fort. Man fand es wieder, schwebend über Grashalmen. Aus den fünf Hostien waren fünf kleine Stücke Fleisch geworden, die im Blute lagen.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze aller Geschändeten, Preisgegebenen, und Beraubten. Aber auch die Not und Schande all derer, die sich selbst preisgeben.

11. Station
Ein maßloses körperliches Erleiden wird dem Menschen Christus zugemutet. Durch die Annagelung kann seine Verbundenheit mit dem Kreuz nicht stärker zum Ausdruck kommen. Er ist mit dem Kreuz ganz eins geworden. Die äußere Freiheit ist ihm genommen. Er kann nur noch im Gehorsam den Willen des Vaters geschehen lassen (Verbindung zum Engel). - Christus ist das neue Opfer, das ohne Makel ganz reine, das unsere Schuld sühnt. Er ist der höchste Priester Gottes, der selbst das Opfer ist.

Symbol: Altartisch mit Kelch, Traube, Gnadenstrom.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, alle Todesnot und Verlassenheit der Menschenkinder. – Aber auch die Sündennot aller Verbrecher und Mörder.

12. Station
Das große Opfer des Todes wird von Christus, dem Menschensohn, verlangt. In der völligen Verlassenheit, ohne menschliche Hilfe, verhöhnt, selbst ohne Trost Seines Vaters, der alles zulässt, durchlebt Er den Kampf des Lebens mit dem Tod, um seinen Auftrag zu erfüllen, den Menschen aus der Macht des Bösen für immer zu befreien. Darüber gerät die Natur in Erregung, die Erde wird erschüttert, der Widersacher liegt gefesselt. Er schenkt den Menschen für immer sein Blut, damit alle das Leben in Ewigkeit behalten.

Symbol: 5 Blutstropfen, die von Fischen (Menschen) empfangen werden (Eucharistie).

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze aller Sünde und Schuld. – Aber auch das Kreuz unserer Angst und aller furchtbaren Ängste der Menschheit.

13. Station
Als Maria den toten Sohn auf ihrem Schoße hält, ist es für sie der Höhepunkt des Leidens. Sie war die Erste, die das Leiden Christus ganz erlebte und den Toten nun dem Vater mit ihren Händen darbrachte. Sie ahnte im Glauben, dass dieser Tod nicht das Ende war. Wir wissen, dass er als unsterbliche Wesenskraft in der Kirche wirkt, mit seinem Geist und uns speist mit den geheimnisvollen Gestalten Brot und Wein.

Symbol: Wein (Kelch) und Brot.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, die Kreuze der Mütter und Angehörigen aller Geopferten auf Erden. Wir tragen aber auch zu Dir die Sorgen unserer Mutter, der Kirche, um ihre schuldigen Söhne und Töchter.

14. Station
Er liegt voll Erhabenheit und Ruhe im Grab, nach Qual und Verlassenheit, nach der Erfüllung seines irdischen Auftrags, die Menschen für das Reich Gottes des Vaters vorzubereiten. Er ist der Sieger über den Tod und den Widersacher. Was sterblich an ihm war, wurde in das Grab gelegt, nicht um zu Staub zu werden, sondern um gewandelt zu werden in den verklärten Leib, zu einer neuen ewigen Herrlichkeit für alle Menschen. So werden wir wie Er am Ende auferstehen zu einem neuen Leben.(Das Samenkorn, in die Erde gelegt, erblüht neu)

Symbol: Das Osterlamm der Auferstehung.

Text: Wir tragen zu Dir, Herr Jesus Christus, alles Leid um die Verschollenen, die Vermissten und die unerreichbaren Gräber unserer Lieben. – Aber im Kreuz, dem Zeichen der Hoffnung, sind wir verbunden

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Stadt Osnabrück, Osnabrück