Transparente Schöpfung

WV-Nr.:   323
Jahr:   1980
Art:   Wandgestaltung | Relief
Material:   Keramik
Ausführung:   flächige Aufbautechnik
Oberfläche:   modelliert, Glasur
Zusatzinfo:   Der bereits vorhandene Tabernakel musste damals in die Gesamtkomposition einbezogen werden.
Format:   225 x 80 cm (B x H)
Zustand:   Erhalt unklar

Werkort:   Altenpflegeheim St. Franziskus Haus
Kapelle (Abriss im November 2014)
Kleestr. 2
49186 Bad Iburg
Zugänglichkeit:   nicht zugänglich
Transparente Schöpfung - Wandgestaltung
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Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Pia Landmann

+ Anmerkungen
Der alte Gebäudekomplex des St. Franziskus Hauses, in dem sich auch die Kapelle befand, wurde im November 2014 abgerissen. Das keramische Relief, das vorher aus der Kapellenwand ausgebaut worden war, wurde, trotz dabei entstandener Beschädigungen, mit einem Transport der Caritas nach Rumänien gebracht.
+ Werktext
Unbenanntes Dokument

Erklärung des Tabernakelbildes im Franziskus-Haus, Bad Iburg
(Ruth Landmann, 1980)

Die Eucharistie war für Franziskus Anfang der Vollendung und Mitte des Lebens aller Schöpfung. So ist jetzt schon für ihn die irdische Welt durch das Christus-Mysterium in den Bereich der Erlösung hineingeholt worden.

»Durch Christus ist alles geschaffen, geheiligt und belebt.« (Paulus) Er ist der Mittelpunkt und erfüllt den ganzen Erdkreis. Für Franziskus ist die sichtbare Schöpfung in Christus, dem Gottmenschen, verklärt. »So erfährt der ganze Kosmos langsam die große Weihe und reift in seine natürliche und übernatürliche Bestimmung hinein.« (Teilhard de Chardin)

In der Darstellung kommt dieses in den sich erweiternden Schalen zum Ausdruck, die sich um den Tabernakel entfalten. Aus dieser Erkenntnis heraus hat Franziskus das starke Erleben der Natur, die für ihn ja schon in die Seinsweise der Übernatur erhoben ist.

So geht für ihn durch die ganze Schöpfung das Ahnen österlicher Auferstehung nach Passion und Tod; Aufbruch in eine neue Verwandlung. Franziskus schien dies gnadenhaft zu erfahren. Das Geschaffene erschien ihm als Spiegel der göttlichen Vollkommenheit. Er entdeckte in der Natur die Weisheit, die Güte, die Macht des Schöpfers und den Sieger über das Böse.

In der Gestaltung der ersten Schale um den Tabernakel kommen diese Eigenschaften als Symbole für Christus zum Ausdruck. Das Menschenantlitz, unten, veranschaulicht höchstes Erkennen und Wollen, der Stier, links, seine allgewaltige Kraft im Opfertod, der Löwe seine sieghafte Macht über den Tod in der Auferstehung, der Adler seine Allwissenheit.

Franziskus sah die geheimnisvolle Verbindung zwischen Eucharistie und Inkarnation. In beiden Geschehen nimmt Christus Gestalt an in der Materie als Mensch in der Inkarnation, als Brot in der Eucharistie. Im Ereignis der Geburt des Gottmenschen, in der Heilsweissagung Psalm 45 »Tauet ihr Himmel aus der Höhe und ihr Wolken lasst regnen den Gerechten« vorhergesagt, ist in der dritten Schale links dargestellt. Darüber mit ausgebreiteten Flügeln das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube.

Sie ist Franziskus, dem Auserwählten Gottes, zugewandt wie in Zwiesprache mit ihm, wie um ihm das Geheimnis der Menschwerdung Gottes erlebbar, fassbar zu machen.

Das Eingehen des Göttlichen in das Weltliche, in den Kosmos, um die gesamte Schöpfung, die Menschheit und die Natur, in den göttlichen Bereich zu holen – dieses Ineinandertreffen von Gott und Mensch im Kosmos ist immer wieder das Entscheidende und Faszinierende und Überwältigende für Franziskus. Danach gestaltete er sein Leben. In diesem Erleben und dieser Erkenntnis verzehrte sich sein Leben für die Menschen. Von hier aus erklärt sich seine bedingungslose Liebe zu den Menschen, vor allem zu den leidenden, zu den Tieren, auch zu den niedrigsten wie dem Wurm. Mit ihm verband er das Christuswort: »Ich bin ein Wurm und kein Mensch, dem Volke zur Verachtung.« Den Wurm brachte er an einen geschützten Platz.

Durch den Tod Christi und seine Auferstehung ist die Menschheit gerettet und die Kräfte und Mächte des Universums sind neu gestaltet und wiederhergestellt. Als Symbol des Leidens Christi und der Auferstehung ist das verwundete Lamm mit dem Kreuz darüber dargestellt und das Erdreich mit dem Tod als Samen, aus dem ein grüner Baum mit vielen Früchten herauswächst, belebt im Wehen des Heiligen Geistes.

Franziskus liebte besonders das Lamm, weil es ihn an den leidenden Christus erinnerte »Seht das Lamm, das hinweg nimmt die Sünde der Welt.« Den Tod nannte er seinen Bruder, weil der Lebensbaum, Symbol der Auferstehung aus ihm erwächst.

Unterhalb des Lammes sind Ähren und Trauben dargestellt, die das Erdreich hervorbringt, Trauben und Ähren, die in der Eucharistiefeier als Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden und den Menschen auf seinem Weg ernähren und stärken. (Tief erlebte Franziskus beim Betrachten eines Kornfeldes und eines Weinstockes dieses Christusmysterium »Seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch«

Er konnte nicht oft genug den Menschen diese Wirklichkeit mitteilen. Alle Elemente regten ihn in überströmender Freude zum Lob, zur Verherrlichung, zur Dankbarkeit und Meditation an, wie die Steine im rieselnden klaren Wasser, darin springende Fische.
»Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen«, sagt Christus, und spricht weiter vom Quell des lebendigen Wassers, das für das ewige Leben fließt.

Franziskus lobte die Gewitterwolken, die die Luft reinigen, den Menschen wieder frei machen, die Natur erfrischen und die Blumen in ihrer Farbigkeit schöner werden lassen. »Wohltuender Regen zur Zeit der Dürre gleicht Gottes Segen für die Erde.«

Den Ölbaum liebte er wegen der lindernden Eigenschaft des Öles – Symbol auch des Friedens, des Erbarmens und der Versöhnung. Er ist in der Nähe des Ewigen Lichtes dargestellt.

Die Worte des Psalmisten könnten aus dem Munde Franziskus’ kommen: »Schau ich den Himmel an, die Werke deiner Finger, betrachte ich den Mond und die Sterne, deine Schöpfung – was ist der Mensch, dass seiner du gedenkest, was so ein Menschenkind, dass gnädig du es heimsuchst.« (Psalm 8, 4) (zweite Schale)

Beim Anblick des Feuers wird Franziskus an die eindringlichen Worte des Erlösers gedacht haben: »Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und was will ich anders, als dass es sich endlich entzünde!"« (Luk. 12,49) Die ständig brennende Opferflamme am Tabernakel ist so zum Zeichen göttlicher Gegenwart geworden.

Franziskus preist die Sonne, ohne die kein Leben auf Erden bestehen könnte. Sie ist das Auge der Welt, die Freude des Tages, des Himmels Schönheit. Er schaut die Sonne als Bild Gottes, das den Gerechten leuchtet als Inbegriff göttlicher Weisheit. (vierte Schale)

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