Kreuzweg, Kirche Maria Hilfe der Christen

WV-Nr.:   245
Jahr:   1970
Art:   Kreuzweg | Relief
Material:   Keramik
Ausführung:   flächige Aufbautechnik
Oberfläche:   modelliert, Engobe
Zusatzinfo:   21 Bilder
Format:   auf einer Fläche von 1435 x 95 cm (B x H)
Zustand:   erhalten, Original, neuer Anbringungsort

Werkort:   Kirche Maria Hilfe der Christen
Kirchenraum, West- und Ostseite
Marktstr. 21
26639 Wiesmoor
Zugänglichkeit:   die Kirche ist außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen
Kreuzweg, Kirche Maria Hilfe der Christen - Kreuzweg
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Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Annette Potthoff

+ Anmerkungen
Der ursprüngliche Werkort ist die Kirche Maria Meeresstern auf Borkum. Ende der 90er Jahre wurde der Kreuzweg dort ausgebaut und in der Kirche Maria Hilfe der Christen in Wiesmoor angebracht.
+ Werktext
Unbenanntes Dokument

Der Kreuzweg in der Kirche Maria Hilfe der Christen in Wiesmoor (Ruth Landmann, 1970)

1. Am Ölberg
»Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!« Mt. 26, 39

2. Der Blinde
Das Öffnen der Augen der Blinden ist im Alten Testament ein gebräuchliches Bild für das messianische Heil. Christus wurde abgelehnt, weil er dem Menschen die Augen öffnete für die Wahrheit. Wahrheit ist auch heute nicht immer bequem.
»Er sandte mich, den Blinden das Augenlicht und Gequälten Befreiung zu künden.« Lk. 3, 6

3. Pilatus
Wir sehen Pilatus – er stützt sich auf die Zeichen seiner Macht – Orden, Schulterstücke – und auf Bücherweisheit. Doch ist er blind – er erkennt nicht den, der vor ihm steht; er hat kein Auge für ihn.
Auch der geistlichen Obrigkeit ist der Blick auf den Herrn versperrt.
Beide Machtblöcke drohen Christus zu erdrücken.
»Begreift euer Herz so schwer, dass ihr Augen habt, ohne zu sehen?« Mk. 8,18

4. Das Kreuz
Im Grunde trägt Christus nicht nur das ihm auferlegte Kreuz aus Holz, sondern in ihm die Kreuze der ganzen Menschheit.
»Er hat die Sünden vieler getragen.« Is. 53, 12

5. Maria
Der Blick bleibt nicht am Leid ihres Sohnes haften – er wendet sich den Menschen zu.
»Rührt es euch nicht, ihr alle, die ihr des Weges vorübergeht? Blickt her und seht, ob einen Schmerz es gibt wie den Schmerz, der mich getroffen.« Klagelieder 1, 12

6. Unverständnis
Am Rande – ein Fragender – zweifelnd empört. Er hebt die Arme, ballt die Fäuste. Und doch geht ein Riss mitten durch sein Herz. Licht und Dunkel, gut und böse – zwei Seelen wohnen in unserer Brust.
»Andere hat er gerettet, nun soll er sich selber retten …« Lk. 23, 35

7. Profil
Das ist die Haltung vieler: unbeteiligt am Rande stehen – zuschauen – anonym bleiben. Die formlos, profillose Masse!
Nur einer, Simon, sieht und hilft, hilft und erhält Profil, ein menschliches Antlitz. ER ist ein Mensch. (Und das kreuz wird leichter, heller)
»Wir tasten wie Blinde an der Wand und tappen wie Augenlose umher und sind den Toten gleich.« Is. 59, 10

8. Die Frauen
»Weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und eure Kinder. Denn wenn dies am grünen Holz geschieht, was soll dann am dürren geschehen?« Lk. 23, 28

9. Das Antlitz
Im Antlitz auf dem Tuch leuchtet die göttliche Herrlichkeit Christi auf. Im dritten Fall aber erleidet er die tiefste Erniedrigung – das Kreuz walzt ihn zu Boden. Hingestreckt schaut der Herr auf den Einen, der in Finsternis und Todesschatten sitzt. Die Liebe zu ihm lässt ihn wieder aufstehen. Die Gnade durchdringt nur langsam das Dunkel der Sünde und öffnet Schritt für Schritt den Käfig, in dem wir uns verfangen haben. Gott zwingt niemanden.
»Gott aber reich an Erbarmen, wie er ist, hat in seiner großen Liebe, die er uns erwiesen hat, uns, die wir durch unser Vergehen tot waren, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet.« Eph. 2, 4–5

10. Bloßgestellt
Viele Menschen werden heute ihrer Persönlichkeit beraubt, weil man ihnen die Intimsphäre nimmt – alles an das Licht der Öffentlichkeit zerrt.
»Er hatte keine Gestalt und Schönheit, dass wir ihn hätten ansehen mögen, und kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gehabt hätten; er war verachtet und gemieden von den Menschen – ja wie einer, vor den man das Antlitz verhüllt.« Is. 53, 2–3

11. Die Macht der Ohnmächtigen
Der Mensch baut sich seine Welt – Mauern, Türme – er reckt die Arme zum Himmel oben, er beherrscht die Erde unten – und doch erdrückt sie ihn.
Der Mensch ist vielgesichtig, gespalten – er greift nach seinem herzen und greift ins Leere.
»Nur einem Hauche gleicht des Menschen Bestand. Wie einbloßer Schatten geht er dahin, umsonst nur treibt er den Lärm; er rafft zusammen und weiß nicht, wer es einst haben wird.« Ps. 24, 16–17

12. Mitgekreuzigt
Wir können unser Kreuz am Kreuz des Herrn ausrichten – seine Richtung gibt unserem leben die Richtung. Als Ziel leuchtet – ihm und uns – die Flamme des Heiligen Geistes.
»Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir, und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.« Jo. 12, 26

13. Erlösung
Das Kreuz verschließt den Rachen der Hölle – versiegelt das Tor des Totenreiches. Es ist der Baum des Lebens, das Instrument unserer Erlösung. Die sündige, zusammengebrochene Menschheit kann sich nur am Kreuz festhalten.
»Gefiel es doch Gott, durch Ihn alles auf Erden und im Himmel mit sich zu versöhnen, da er durch sein Blut am Kreuz den Frieden begründete. Auch euch, die ihr einst ihm entfremdet, feindlich waret, hat er nun Versöhnung gebracht in seinem irdischen Leib, durch seinen Tod, um euch untadelig Gott zuzuführen.« Kol. 1, 21 f

14. Eucharistie
Frucht der Erlösung – die Gemeinschaft mit dem Herrn im hl. Mahl in jeder Eucharistiefeier. Viele nehmen teil: die mit Christus zu Tische sitzen; die abwartend im Hintergrund stehen; die zweifelnd – skeptisch am Rande bleiben.
»Ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, auch ihnen gegeben.« Jo. 17, 22

15. Auferstehung
Das leere Grab – als ein anderer ist der Herr ihm entstiegen und lebt bei Gott, in einer anderen Welt. Wir denken an die Sonne des Ostermorgens, werden erinnert an die Himmelsleiter Jakobs, sehen das Samenkorn, das in die Erde gesenkt starb und deshalb Frucht bringt. Der Schein um das Haupt des Herrn erinnert an das Auge – Symbol für Gott Vater; damit in der Vollendung Gott alles in allem sei.
»Wäre aber Christus nicht erweckt, so wäre unsere Verkündigung hinfällig, und hinfällig dann auch euer Glaube.« 1. Kor. 15, 14

+ Eigentümer
Kath. Kirchengemeinde Maria Hilfe der Christen, Wiesmoor